Close
Domaine Lapierre

Die fünf besten Crus der Degustation

retour
Presse 14.06.17

Die fünf besten Crus der Degustation

Die besten Weine aus GamayDie besten Weine aus Gamay

Wein-Keller – Peter Keller – 4.6.2017

Das Beaujolais hat einen miserablen Ruf. Bei einer Degustation von rund 30 Crus haben wir jedoch einige Weine entdeckt, die das alte Klischee widerlegen.

Beaujolais ist hierzulande ein leidiges Thema. «Aufgrund der geringen Nachfrage führen wir keine ­solchen Weine mehr im Sortiment», heisst es etwa bei Mövenpick Wein. Bei Schubi Weine in Luzern tönt es ähnlich: Die Weine aus dieser ­französischen Appellation seien bei der Kundschaft kein Thema mehr. Wohl keine andere Wein­region Frankreichs schleppt einen solch zweifelhaften Ruf mit sich wie das Beaujolais. Der banale und billige Jungwein Beaujolais nouveau, der jeweils im November drei Wochen nach der Ernte in den ­Handel kommt, hat innerhalb von zwei Generationen das Anbau­gebiet «zerstört».

Gamay auf Granitböden

Höchste Zeit also, um mit den alten ­Klischees aufzuräumen. Selbstverständlich ist auch heute nicht alles perfekt im gut 15’000 Hektaren grossen Beaujolais. Noch immer werden mittelmässige Weine mit aufdringlichen Bananen-Tönen abgefüllt. Aber inzwischen bemüht sich im Königreich des Gamay – fast die gesamte Rebfläche ist mit dieser Sorte bepflanzt – eine bedeutende Bewegung von Winzern darum, aussagekräftige Weine zu produzieren. Die harten Granitböden bilden dafür das ideale Terroir.

Zuoberst in der Beaujolais-Hierarchie befinden sich die Crus. Sie tragen die Namen von zehn Dörfern, deren Weine als besonders charaktervoll und gut eingestuft wurden. Moulin à Vent, Morgon, Chiroubles, Fleurie oder Brouilly – all das klingt zwar vertraut, dürfte heutigen Konsumenten aber kaum mehr bekannt sein. Dabei erzielten diese Gewächse bis Ende der siebziger Jahre Preise, die höher lagen als die heute prestigeträchtigen Gevrey-Chambertin-Weine aus dem Burgund oder die berühmten Châteauneuf-du-Pape aus dem südlichen Rhonetal.

Bester Preis für höchsten Genuss

Beaujolais-Crus kosten nicht mehr viel. Gerade der Jahrgang 2015 sei wohl die beste Gelegenheit, um die Leute aus dem «Beau­jolais-Schlaf» wachzurütteln, meint Eva Roffler vom Online-Weinhändler Qwine. Doch welche Beispiele lassen sich mit gutem Gewissen – und ohne enttäuscht zu werden – kaufen? Wir haben rund 30 Muster mit verdeckter Etikette getestet. Die grosse Mehrheit stammt aus den beiden Jahrgängen 2014 und 2015, die derzeit auf dem Markt erhältlich sind. Charakte­ristisch für die Weine ist die Wein­bereitung; sie werden nach der Methode der sogenannten Kohlensäure-Maischung erzeugt.

Die Degustation bot ein relativ einheitliches Bild, mit korrekten Weinen, wenigen Ausreissern nach unten und einigen Höhenfliegern, die eine Annäherung ans Beaujolais (wieder) lohnen. In der Folge sollen die Besten vorgestellt werden. Sie überzeugen alle durch eine schöne Frucht, Frische und Finessen. Sie sind aromatisch, elegant – keine Kraftbomben, sondern bekömm­liche Tropfen.

Beide Weine stammen aus einem eher kühleren Jahrgang
und weisen einen moderaten ­Alkoholgehalt von 12 und 12,5% auf, ohne dass ihnen die Substanz fehlt. Etwas kräftiger fallen die 2015er aus, die von einem warmen Jahr profitiert haben. Bei diesem Jahrgang hat der Morgon der Domaine Lapierre am besten abgeschnitten. Hier wird so naturnah wie möglich gear­beitet; ein Drittel des Weins füllt der ­Winzer ohne Schwefel ab. Er stammt aus dem gleichen Ort wie der Sieger. Die Weine aus Morgon fallen generell meist langlebiger und etwas konzentrierter aus als die anderen Crus. Dies beweist auch der ausgezeichnete Morgon 2014 aus der Lage Côte du Py der Domaine Jean Foillard.

Morgon 2015, Domaine M. Lapierre: Der beste 2015er, ­ tiefes Purpur, intensiv, fruchtig-würzige Noten, dicht, mineralische Anklänge, elegant, frisch, lang anhaltend, charmant. Für 25 Fr., über Südhang. 17 von 20 Punkten.